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Songtexte

Abschied

 

Mein Gott,

ich weiss nicht, welche Farbe das Licht hat, das hinter mir liegt.

Ich glaube, es war blau wie die Dämmerung auf Schnee.

 

Mein Gott,

ich weiss nicht, welche Farbe das Licht hat, das vor mir liegt,

ich wünschte, es wäre rot wie die Erde meiner Heimat.

 

Aber ich sehe das Licht, das um mich ist,

mein Gott.

Es hat sich auf Augenhöhe begeben.

Es ist das Licht des Augenblicks

in dem ich sterben werde.

 

Seine Farbe ist diejenige der Augen,

die es reflektieren.

Nicht behutsam wie Morgendämmerung,

nein, klar, wie duldsames Wissen.

Und ich schaue dahin, wo es mir,

nur einen Atemzug zuvor,

die Pupillen versengt hätte.

Wo ich, einen Atemzug später,

ertrunken wäre in den Tiefen des Vergessens.

 

(Und) ich sehe das Licht, das um mich ist,

mein Gott.

Es hat sich auf Augenhöhe begeben.

Es ist das Licht des Augenblicks

indem ich sterben werde.

 

Dein Licht, oh Gott, wirft Ringe wie in seiner Ruhe gestörtes Wasser.

Ringe aus Zeit und Ewigkeit, in die ich falle, wie der Baum in die Jahre.

Und da wo nichts mehr ist, vergisst das Licht

schnell zu sein / sich zu beeilen.

 

Dies ist der Augenblick, um in Dir zu sein.

Dies ist der Augenblick, die Welt zu verstehen.

Dies ist der Augenblick, in Deinem Atem zu vergehen.

 

Ich sehe Dein Licht,

mein Gott.

Es hat sich in meine Seele begeben.

Es ist das Licht des Augenblicks

in dem ich in Dir aufgehen werde. 

​

​

Freundschaft

​

Du sassest an meinem Tisch

und trankst meinen Wein. 

Und als die Flasche leer war

hast Du mich gebeten, 

eine neue für uns zu öffnen. 

 

Als wir genug traurig gewesen waren, 

genug gelacht hatten 

und die Welt am Tisch verändert, 

gingen wir frühmorgens zu Bett.

Du in dasjenige, das ich Dir anbot

und ich in meins.

 

So ist es oft gewesen. 

Vor langer, langer Zeit. 

Du erzählest mir alles von Dir

und wusstest alles von mir. 

 

Gestern sassest Du

wieder an meinem Tisch, 

nach langer, langer Zeit, 

hast meinen Wein getrunken

und nichts gesagt und nichts gefragt, 

bis die Flasche leer war. 

 

Mich dann gebeten eine neue zu öffnen, 

nur ab und an verlegen gelächelt, 

wie ein Fremder, 

der freundlich sein will zu dem, 

dessen Bett er benutzt, auf der Flucht

vor sich selbst. 

 

So ist es gewesen

erst gestern vor kurzer Zeit.

Du erzähltest mir nichts von Dir

und fragtest mich nicht nach mir. 

 

Du hast mich den ganzen Abend 

und weit darüber hinaus,

mit Smalltalk bestraft. 

Für eine Tat, dich ich nicht beging. 

Warst auch, als die Flasche leer war 

nicht bereit mir Deinen Wein

rein einzuschenken.

 

Und als wir genug geschwiegen hatten,

gingen wir zu Bett.

Du in dasjenige, das ich Dir anbot

und ich in meins. 

 

So ist es.

Und bleibt wohl so für lange Zeit. 

Zusammen schweigen tut gut.

doch dieses Schweigen schmerzt - 

ist pure Sprachlosigkeit!

 

Wir müssen nicht immer reden, nein.

Zusammen schweigen ist Gold.

Doch zusammen nicht mehr reden können,

macht aus meinem Tisch eine Anklagebank

und Wasser aus meinem Wein.

​

​

Mistral

​

Vergangene Nacht träumte ich,

dass sich alle vier Winde in mir treffen

und Sturm wächst in mir.

Nur Mistral bleibt am Ende

und lässt seine stürmischen Hände 

in meinem Haar.

Sein Atem in meinem Gesicht - 

im Stillstand eines Augenblicks.

 

Drum nimm mich jetzt

in dir auf

Nimm mich

und:

Rieche mich,

höre mich, 

atme mich.

Nimm mich auf in Deinem Blut.

Lass mich

hinein in Deine Seele.

 

Weine nicht, wenn wir uns lieben, 

weil wir begehren, 

was Raum und Zeit 

uns verwehren.

Lass unsere Liebe drum 

ein ewiger Anfang sein.

Denn nur im Anfang sind wir

nicht allein…

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